Motivation
Vortrag
Mi, 11.09.2024
14.30-15.15 UhrRaum 3.01
ABSTRACT: In vielen Situationen müssen Schulpsychologinnen und Schulpsychologen erkennen und bewerten, inwieweit Urteile von schulischen Akteuren über andere Personen zutreffend oder angemessen sind, beispielsweise inwieweit Urteile von Lehrkräften über das Verhalten, die Leistung oder die Motivation von Schülerinnen und Schülern tragfähig sind. Dabei werden insbesondere von Lehrkräften ausgeprägte diagnostische Kompetenzen erwartet. Neben zutreffenden Urteilen über Wissens- und Fähigkeitsstand sollen Lehrkräfte auch valide Urteile über die Motivation ihrer Schülerinnen und Schüler fällen können, denn motivationsbezogene Urteile beeinflussen Unterrichtsprozesse und Interaktionen mit den Lernenden und Eltern in vielfältiger Weise. Forschung zur motivationsdiagnostischen Kompetenz von Lehrkräften zeigt aber, dass Urteile über die Motivation von Lernenden oft ungenauer sind als Urteile über deren akademische Leistung. Im Vortrag wird umfassend über den Forschungsstand zur Genauigkeit von motivationsbezogenen Lehrkräfteurteilen berichtet – auch auf der Grundlage von fünf eigenen Studien, die zeigen, dass (a) Urteile von Lehrkräften über die Motivation ihrer Schülerinnen und Schüler oft von den Urteilen der Betroffenen über ihre eigene Motivation quantitativ und qualitativ abweichen, (b) Lehrkräfteurteile mit anderen Indikatoren für Motivation kovariieren als die Urteile von Schülerinnen und Schülern, (c) die informationelle Belastung von Lehrkräften im Schulalltag – unabhängig von der Verfügbarkeit relevanter Indikatoren – erklären kann, warum sie zuweilen irrelevante Indikatoren für ihre Urteile über Schülermotivation nutzen. Neben den potenziellen Ursachen ungenauer oder unzutreffender Urteile werden auch mögliche Konsequenzen für schulpsychologische Diagnostik und Intervention diskutiert.
Prof. Dr. Stephan Dutke - Universität Münster, Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung