Lernen
Vortrag
Mi, 11.09.2024
15.15-16.00 UhrRaum 3.01
ABSTRACT: Es ist an der Zeit, den Stillstand in der Bildungsdiskussion zu überwinden und neue Wege aufzuzeigen. Unsere Gesellschaft richtet das Bildungssystem zu wenig an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und deren möglichen Entfaltungschancen aus. Lernstörungen wie Legasthenie und Dyskalkulie sollten wieder als das ureigene Problem der Schule angesehen und dort behoben werden, wo es entsteht – im Unterricht. Daher ist ein Umdenken in der Pädagogik, in der Lehrerausbildung und ebenso im Elementar- und Grundschulbereich unumgänglich.
In einer zukunftsfähigen Bildung und Gesellschaft sollte nicht länger nur beklagt werden, dass sich manche Eltern von Kindergarten und Schule fernhalten. Mehr Bildungsgerechtigkeit und nachhaltiges Lernen erreichen wir nur in einer Bildungsallianz mit Eltern, die sich engagiert in Kindergarten und Schule einbringen. Bleiben diese am Bildungsgeschehen weiter desinteressiert, erhalten sie zunächst Unterstützung z. B. über die Schulpsychologie, aber bei anhaltendem Desinteresse müssten sich diese Eltern vor dem Gesetzgeber (Kindergeld) rechtfertigen.
Die Schule gibt heute nach wie vor bereitwillig Verantwortung ab und vertraut bei Lernversagen wie Legasthenie und Dyskalkulie auf außerschulische Lerninstitute, die nach entsprechend großem Bürokratieaufwand möglicherweise 20 Wochenstunden Förderung im Schulhalbjahr am späten Nachmittag finanziert bekommen – Lernerfolge zweifelhaft. Wenn sich die Schule von morgen endlich ihrer genuinen Verantwortung für das Erlernen der Kulturtechniken stellen würde, könnte im pädagogischen Ganztag jedes Kind die im Schulgesetz verankerte individuelle Förderung erhalten. Reichen dazu die eigenen Ressourcen nicht aus, sollten (BVL-) zertifizierte Fachkräfte das multiprofessionelle Kollegium ergänzen, denn die Schule ist der beste Lernort, weil hier jedes Kind erreicht wird.
Die Schule muss sich wieder auf den gesetzlichen Bildungsauftrag besinnen, allen Kindern die Grundlagen in den Kulturtechniken zu vermitteln und darf nicht mehr zulassen, dass Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie ausgegrenzt und außerschulischen Helfern, qualifizierten wie auch völlig unqualifizierten, überantwortet werden. Die Schulpsychologie kann im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge und Daseinsfürsorge diesen gesetzlichen Bildungsauftrag maßgeblich unterstützen.
Dr. Josef Hanel - Verein für Schulpsychologie Detmold e.V.