Einzelfallberatung
Workshop
Mi, 11.09.2024
16.30-18.00 UhrRaum 1.02
ABSTRACT: Immer wieder begegnen uns in der Praxis schwierige Beratungssituationen: Mal wirkt das jugendliche Gegenüber unerreichbar, mal weicht die subjektive Wahrnehmung so weit von unserer eigenen ab, dass eine kommunikative Basis - auf der die weitere Beratung aufbauen könnte – kaum gegeben zu sein scheint. Ein gemeinsames Verständnis ist für das Entstehen von Vertrauen und den Verlauf des weiteren Beratungsprozesses jedoch von elementarer Bedeutung.
Das Konzept der Mentalisierung (Fonagy et al., 2004) liefert hierzu ein wissenschaftlich gut erforschtes Fundament. Wir mentalisieren, wenn wir uns bewusstwerden, was in einem anderen Menschen oder in uns selbst vorgeht. Die Fähigkeit zu mentalisieren hängt dabei nicht nur von der Situation ab, unterschiedliche Menschen können es unterschiedlich gut. Misslingende frühe Interaktionen oder traumatischer Erfahrungen können sie einschränken. In der Phase der Adoleszenz besteht eine Chance für die Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit. Zugleich ist sie in dieser Zeit höchst fragil und kann unter Stress zusammenbrechen. Adoleszente fallen dann zeitweise in ineffektive Denkmodi zurück.
Dieser Workshop gibt einen Überblick über prementalisieriende Modi und geht der Frage nach, inwieweit Elemente des therapeutischen Ansatzes – insbesondere Haltung, Diagnostik und Methodik – für die schulpsychologische Praxis fruchtbar gemacht werden können. Anhand von Fallbeispielen sollen Methoden zum Umgang mit starren Denkmodi sowie zur Förderung des Mentalisierens gezeigt werden.
Dies ist sowohl für die direkte Beratung von Adoleszenten als auch für die Förderung des Verstehens von schwierigen Dynamiken durch Lehrkräfte und Eltern hilfreich. Der Ansatz ist auch für strukturell und im Lernen eingeschränkte Adoleszente geeignet. Anhand von praktischen Beispielen wird die Theorie erläutert und in gemeinsamen kurzen Übungssequenzen vertieft. Dabei können Beispiele aus der eigenen Praxis eingebracht werden.
Der Ansatz für Adoleszente (MBT-A, Taubner, 2017) nutzt nicht nur das Gespräch, sondern integriert auch visualisierende und Spiel-Elemente. Im Workshop werden die Methoden: Empathische Validierung, Klarifikation, Affektkennzeichnung, Normalisierung, “Stop and Stand”, “Stop, Rewind, Explore”, Challenge und Ballooning vorgestellt.
Die Referentin ist als Schulpsychologin unter anderem an einer weiterführenden Schule in einem Hamburger Brennpunktgebiet sowie in der Beratungslehrkräfteausbildung tätig.
Literatur:
Taubner, Svenja, Jana Volkert: Mentalisierungsbasierte Therapie für Adoleszente (MBT-A), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2017
Fonagy, Peter, György Gergely, Elliot L. Jurist, Mary Target: Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst, Stuttgart, Klett-Cotta, 2004
Katrin Holtsteger - ReBBZ Altona-West Beratungsabteilung