Psychische Gesundheit

Kurzvortrag

Mi, 11.09.2024
18.00-18.30 UhrRaum 7.02

Welchen Beitrag können digitale Trainings zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen von Berufsschüler*innen leisten? Eine Interventionsstudie

ABSTRACT: Soziale und emotionale Kompetenzen (SEK) spielen in vielen Bereichen des Lebens junger Menschen eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen den gelungenen Umgang mit schwierigen Situationen, beispielsweise im Klassenverband bzw. Arbeitsteam oder mit Lehrkräften bzw. Vorgesetzten. Dadurch können verbesserte SEK nicht nur den Schul- und Arbeitsalltag erleichtern, sondern auch das Wohlbefinden und die Gesundheit verbessern. Trotzdem wird der Förderung dieser Kompetenzen in der Berufsschule häufig zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Dies gilt auch für Auszubildende zu Medizinischen Fachangestellten (MFA), obwohl diese Berufsgruppe täglich anspruchsvolle soziale Situationen bewältigen muss (z.B. fordernde Patientinnen/Patienten, Konflikte im Team; Vu-Eickmann et al., 2018). Aus diesem Anlass haben wir ein digitales Training zur Förderung von SEK für MFA entwickelt, das sich zeit- und personenunabhängig in den berufsschulischen Alltag integrieren lässt.
Grundlage hierfür bietet ein anforderungsanalytisch entstandenes Kompetenzmodell, das die drei Kompetenzen Emotionsregulation, Perspektivenkoordination und Kommunikationsstrategien als zentrale SEK für diese Berufsgruppe beschreibt. In jedem der drei ca. 1-stündigen Module soll jeweils eine der drei Kompetenzen durch Vermittlung relevanten Wissens, Videobeispiele und Übungen gefördert werden. Die Inhalte des Trainings orientieren sich an psychologischen Theorien und Trainingsansätzen zu den jeweiligen Kompetenzen (z. B. von Gross (2015), Selman (2003) und Brand-Hörsting (2019), vgl. Peters et al., 2023).
Unter dem Einsatz selbst entwickelter Situational Judgement Tests zur Messung der SEK überprüfen wir derzeit in einer Interventionsstudie mit Trainings- und Kontrollgruppe und einem Prätest-Posttest-Follow-Up-Design die Wirksamkeit des Trainings. Von Herbst 2023 bis Frühjahr 2024 nehmen ca. 400 Auszubildende an der Studie teil. Neben erhöhten SEK erwarten wir Verbesserungen in distalen Variablen, wie z.B. der Selbstwirksamkeitserwartung oder emotionalen Erschöpfung. Auf dem Kongress sollen zentrale Merkmale des Trainings sowie erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit berichtet werden.
Erweist sich das Training als wirksam, ist eine Übertragung der im vorliegenden Training auf den MFA-Alltag bezogenen Anwendungsbeispiele auf andere Kontexte (Schullalltag allgemein) oder andere Berufe denkbar. Um langfristige Effekte zu erreichen, sollte das Training als Ausgangspunkt für weitere Maßnahmen und Gespräche in den (Berufs-)Schulen dienen.

 

Brand-Hörsting, B. (2019). Wertschätzende Kommunikation für Pflegekräfte und Ärzte. Paderborn: Junfermann.
Gross, J. J. (2015). Emotion Regulation: Current Status and Future Prospects. Psychological Inquiry, 26 (1), 1-26.
Peters, M., Tschöpe, T., Konheiser, S., Raecke, J., & Schnitzler, A. (2023). Development of a Digital Training for Social and Emotional Competences for Medical Assistants in Vocational Education and Training in Germany. Empirical Research in Vocational Education and Training. 15, 4. https://doi.org/10.1186/s40461-023-00143-z
Selman, Robert L. (2007). Promotion of social awareness : Powerful lessons from the partnership of developmental theory and classroom practice. New York: Russell Sage.
Vu-Eickmann, P., Li, J., Andreas, M., Angerer, P. & Loerbroks, A. (2018). Associations of psychosocial working conditions with health outcomes, quality of care and intentions to leave the profession: results from a cross-sectional study among physician assistants in Germany. International Archives of Occupational and Environmental Health, 91(5), 643–654. https://doi.org/10.1007/s00420-018-1309-4

Markus Peters - Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

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