Krisenintervention

Workshop

Do, 12.09.2024
09.00-10.30 UhrRaum 3.02

KIDNET als Behandlungsmethode für traumatische Störungen in pädagogischen Kontexten

ABSTRACT: Im Workshop erfolgt eine Einführung in die diagnostischen und therapeutischen Elemente der Narrativen Expositionstherapie (NET) für Kinder (KIDNET), die an der Universität Konstanz zur Therapie Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) entwickelt wurde. Die (KID)NET wurde ursprünglich für die Behandlung von PTBS infolge organisierter Gewalt entwickelt und in Kriegsgebieten weltweit eingesetzt und erprobt. Heute kommt die Methode zur Behandlung multipler Traumata in den verschiedensten Kontexten zur Anwendung.
(KID)NET geht davon aus, dass bei traumatisierten Personen Gedächtniselemente für emotionale und sensorische Erfahrungen („heißes Gedächtnis“) nicht wie sonst üblich mit autobiografischen Informationen („kaltes Gedächtnis“) verknüpft sind. Dadurch entsteht eine neuronale Angststruktur, die bei jedem Stimulus, der das emotionale Gedächtnis aktiviert, reaktiviert wird (Flashback, Intrusionen...).
Ziel von (KID)NET ist nun einerseits die Reduktion der konditionierten Angstsymptome durch Exposition, andererseits die Rekonstruktion der chronologischen Lebensgeschichte der Patienten/-innen mit besonderem Fokus auf die traumatischen Ereignisse, die meist fragmentiert und/oder inkonsistent im autobiographischen Gedächtnis abgelegt sind. Durch die detaillierte Rekonstruktion der belastenden bzw. traumatisierenden Erlebnisse in den therapeutischen Sitzungen und deren genauer Beschreibung werden die Gedächtniselemente wieder konsistent zusammengefügt.
Im Rahmen von (KID)NET werden zunächst in einer diagnostischen Phase zentrale belastende und möglicherweise traumatisierende, aber auch freudige bzw. positive Lebensereignisse ermittelt. Dies geschieht mittels standardisierter Befragungen, sowie einer Lifeline-Übung, die ursprünglich vor allem für die Behandlung von Kindern entwickelt wurde, sich aber bei allen Patientengruppen bewährt hat.
Die Klientinnen und Klienten werden dann nach einer Phase der Psychoedukation darin begleitet, genaue Beschreibungen der belastenden bzw. traumatisierenden Ereignisse vorzunehmen und diese in den autobiografischen Kontext einzuordnen. Dabei werden alle Ebenen menschlichen Erlebens und Verhaltens (kognitiv, motorisch, emotional, physiologisch) berücksichtigt. (KID)NET greift auf kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken zurück. Zur Stärkung der Resilienz werden vielfach auch positive Ereignisse thematisiert.
Zahlreiche klinische Evaluationsstudien zeigen, dass mit (KID)NET bereits nach relativ kurzer Behandlungszeit (zwischen vier und 10 Sitzungen) deutliche und nachhaltige Verbesserungen der PSTB-Symptomatik erzielt werden können, die sich im Vergleich mit anderen Methoden als deutlich effektiver erwiesen.
Im Workshop Seminar werden die Hauptelemente von (KID)NET vorgestellt. Neben Grundlagen (etwa zur Physiologie von Stress und Trauma) wird auf Techniken der Psychoedukation, die Durchführung der Lifeline, sowie die Technik zur Konfrontation mit den traumatischen Ereignissen im Detail eingegangen.

 

Literatur:
Schauer, M., Neuner, F., & Elbert, T. (2017). Narrative exposure therapy for children and adolescents (KIDNET). In M. A. Landolt, M. Cloitre, & U. Schnyder (Eds.), Evidence-based treatments for trauma related disorders in children and adolescents (pp. 227–250). https://doi.org/10.1007/978-3-319-46138-0_11

Dr. Claudia Bueno Castellanos & Prof. Dr. Christoph Perleth - Rostock

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