Spezifische Belastungen im Fokus

Vortrag

Do, 12.09.2024
14.00-15.00 UhrRaum 7.02

Unsichtbare Kinder und Jugendliche – Möglichkeiten der Versorgung bei Long-COVID

ABSTRACT: Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long-COVID ist in Deutschland bisher wenig etabliert. Long-COVID kann sowohl zu vielfältigen körperlichen Symptomen führen als auch kognitive Einschränkungen mit sich ziehen. Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutive Funktionen sind oftmals betroffen und die Belastbarkeit insgesamt reduziert, was ein schulisches Lernen erheblich erschweren kann. Körperliche Symptome wie z.B. eine orthostatische Dysregulation können zu sekundären Angstgefühlen bis hin zu Panikattacken führen. Schwer Betroffene leiden zudem unter einem chronischen Müdigkeitssyndrom (ME/CFS), das einen Schulbesuch nur noch eingeschränkt bis ganz unmöglich macht.
Sowohl im Gesundheits- als auch Bildungssystem wird Long-COVID aus Unwissenheit oder Hilflosigkeit nicht selten auf vermeintliche psychische Störungen attribuiert und Maßnahmen eingeleitet, die den Zustand der Betroffenen noch verschlimmern. Eltern von betroffenen Kindern/Jugendlichen fühlen sich gänzlich allein gelassen und angesichts des Leidensweges und der damit verbundenen erlebten eigenen Hilflosigkeit emotional, körperlich und finanziell überlastet. Schwer betroffene Kinder und Jugendliche erleben eine monate- bis jahrelange soziale Isolation. Ein entwicklungstypischer Ablösungsprozess wird so unmöglich und führt manchmal zu depressiven Symptomen bis hin zu suizidalen Gedanken.
Long-COVID stellt sowohl an unser Gesundheits- als auch an unser Bildungssystem nicht nur spezifische Anforderungen, sondern verlangt auch eine ungewöhnlich hohe Flexibilität, die schwer umsetzbar ist. In dem Vortrag werden typische und individuelle Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Jugendlichen anhand ihrer Symptomatik aufgezeigt und mit Beispielen erläutert. Es werden Überlegungen für eine adäquate schulische Versorgung diskutiert. Erste Ansätze, die in Hamburg im Rahmen einer Kooperation mit dem BBZ (Bildungs- und Beratungszentrum Pädagogik bei Krankheit) und dem Sozialpädiatrischen Zentrum (Werner Otto Institut) entwickelt wurden, werden dargestellt und weitere Möglichkeiten schulischer und außerschulischer Unterstützung angesprochen.

Dr. Anne Schroeder - Werner Otto Institut & Ellen Bredemeier & Caroline Garmatter beide BBZ

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