Lernen

Kurzvortrag

Do, 12.09.2024
16.00-16.30 UhrRaum 3.01

Leistungsheterogenität im Klassenzimmer: Warum Klassenwiederholungen selten nützlich sind

ABSTRACT: Klassenwiederholungen gehören zum Maßnahmenrepertoire von Lehrkräften und Schulen, um Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Schülerinnen und Schülern in einer Klasse zu reduzieren oder Schülerinnen und Schülern trotz Nichterreichens des curricularen Leistungsziels den Verbleib auf der besuchten Schulform zu ermöglichen. Doch stellt das Wiederholen eines Schuljahres tatsächlich eine effektive Fördermaßnahme dar? Und werden Entscheidungen für oder gegen eine Klassenwiederholung ausschließlich auf Grundlage der Leistungen der Schülerinnen und Schüler getroffen? Diese Fragen werden nicht nur von den Betroffenen, sondern auch in der pädagogischen Forschung immer wieder diskutiert.
Zwar hängen Klassenwiederholungen stark mit den Schulnoten der Schülerinnen und Schüler zusammen. Doch konnte in einigen Untersuchungen demonstriert werden, dass auch die ethnische Zugehörigkeit und das Geschlecht der Schülerinnen und Schüler das Risiko für eine Klassenwiederholung beeinflussen. So wiederholen Jungen häufiger als Mädchen und Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund häufiger als solche ohne Migrationshintergrund eine Schulklasse. Ein weiterer Faktor für das Fortbestehen der gegenwärtigen Versetzungspraxis liegt in den Einstellungen von Lehrkräften. Sind diese der Klassenwiederholung gegenüber positiv, werden Schülerinnen und Schüler häufiger ein Schuljahr wiederholen.
Außerdem konnte vielfach gezeigt werden, dass sich Schülerinnen und Schüler nach dem Wiederholen einer Klasse im Hinblick auf ihre Schulleistungen in den meisten Fällen nicht verbesserten. Kam es doch zu einer Verbesserung der Schulleistung, hielt diese nur für kurze Zeit an.
In diesem Beitrag soll ein Überblick über die gegenwärtige Versetzungspraxis in Deutschland gegeben sowie die aktuelle Forschungslage einschließlich eigener Studien zu Determinanten und Effekten von Klassenwiederholungen dargestellt werden. Diskutiert werden ferner sinnvolle Alternativen zur Klassenwiederholung.

Prof. Dr. Florian Klapproth - Medical School Berlin

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