Mobbing

Kurzvortrag

Do, 12.09.2024
16.00-16.30 UhrRaum 3.08

Evidenzbasiert oder selbstkreiert? Die Verbreitung und Umsetzung von Präventionsprogrammen gegen Bullying an Schulen

ABSTRACT: Bullying ist ein weitverbreitetes Phänomen an deutschen Schulen, das schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich zieht. In den meisten Schulklassen gibt es Bullying-Akteure und Opfer. Insbesondere Opfer entwickeln mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Symptome einer psychischen Erkrankung wie Depressivität, Ängste, selbstverletzendes Verhalten oder Suizidgedanken und weisen einen generell schlechteren Gesundheitszustand auf. Entsprechend wichtig ist die Prävention von Bullying. Bis dato wurden wissenschaftlich einige Programme entwickelt und bereits positiv evaluiert, die Bullying vorbeugen und Schutzfaktoren stärken können. Über die tatsächliche Verbreitung und Umsetzung dieser Programme in der schulischen Praxis liegt bislang kaum Forschung vor.
Im Rahmen dieser empirischen Studie wurde exemplarisch eine Online-Befragung an Sekundarschulen des Rems-Murr-Kreises durchgeführt. Teilnehmende waren die für die Präventionsarbeit verantwortlichen Personen (N = 45). An 67 % der befragten Schulen wurden Präventionsprogramme gegen Bullying implementiert, die jedoch überwiegend selbstkonzipiert waren. Nur 27% aller befragten Schulen setzten evidenzbasierte Programme ein. Obwohl diese überwiegend als gut bis sehr gut bewertet wurden, hatte ein Drittel der Durchführenden Änderungen vorgenommen. Wer ein selbstkonzipiertes Programm durchführte, hatte dies hingegen in über der Hälfte der Fälle aus Elementen evidenzbasierter Programme zusammengestellt. Der Kenntnisstand zu verschiedenen evidenzbasierten Präventionsprogrammen gegen Bullying war in der Gesamtstichprobe gering. Schulen ohne Bullying-Konzept erachteten vor allem mehr Unterstützung sowie mehr Wissen über Zweck und Durchführung als Voraussetzung für die Implementierung eines Programms. Die Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis verbessert werden muss. Wichtig scheinen vor allem eine umfassende Informationsvermittlung zu aktuell verfügbaren Programmen sowie eine Unterstützung mit personellen und zeitlichen Ressourcen.

Dr. Rhea-Katharina Knauf & Janina Heller - Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Abteilung Pädagogische Psychologie und Gesundheitspsychologie

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