Vortrag
Do, 12.09.2024
17.00-18.00 UhrRaum 7.02
ABSTRACT: Die Belastungen durch die COVID-19-Pandemie und weitere globale Krisen, wie den Ukrainekrieg und die Klimakrise, stellen eine große Herausforderung für den Erhalt der psychischen Gesundheit von Jugendlichen dar. Die GUCK-Hin Studie ist die erste Studie in Deutschland, die die Auswirkungen der aktuellen Krisen unserer Zeit auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen erfasst. Vor diesem Hintergrund soll in der longitudinalen GUCK-Hin Studie untersucht werden, ob die Zunahme von Angst- und Depressionssymptomen und die Abnahme der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, die bereits während der COVID-19-Pandemie beobachtet werden konnte, andauern. Hierzu wurde eine längsschnittliche Untersuchung in zwei Wellen (Mai-Oktober 2022 und Mai bis Oktober 2023) durchgeführt. Insgesamt nahmen 1301 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren an 52 saarländischen Schulen teil. Es wurden messwiederholte Varianzanalysen durchgeführt, um Veränderungen der psychischen Gesundheit zu untersuchen und zusätzliche Risikofaktoren zu ermitteln. Es zeigte sich, dass die Symptombelastung der Jugendlichen im Jahr 2023 weiterhin hoch ist und im Vergleich zu der Symptombelastung im Jahr 2022 noch zugenommen hat. Die klinisch auffälligen Depressionssymptome stiegen in unserer Stichprobe von 34.0 % auf 38.8 % und klinisch auffällige generelle Angstsymptome stiegen von 56.1 % auf 61.3 %. Im Jahr 2022 war die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei 26.8 % der 10- bis 14-Jährigen und sogar bei 43.7 % der 15- bis 18-Jährigen niedrig. Bei den 10- bis 14-Jährigen sank die gesundheitsbezogene Lebensqualität im Jahr 2023 weiter und war bei 28.6 % der Jugendlichen niedrig. Bei den 15- bis 18-Jährigen war die gesundheitsbezogene Lebensqualität noch bei 40.7 % der Jugendlichen niedrig. Sowohl Alter, Migrationshintergrund, Schulform, als auch weibliches und diverses Geschlecht stellen potenzielle Risikofaktoren für die Chronifizierung bestehender Symptome dar. Maßnahmen zur Förderung von Resilienz bei Jugendlichen sind daher dringend notwendig. Dabei sollten besonders Schulen als Orte der sozialen Interaktion und Entwicklung junger Menschen bei der Interventionsplanung einbezogen werden.
Norma Ruf - Universität des Saarlandes, Prof. (apl.) Dr. Monika Equit, Universität des Saarlandes, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie