Keynotes

Vortrag

Mi, 11.09.2024

Förderung der mentalen Gesundheit in der Lebensumwelt Schule

Psychische Störungen und Belastungen im Kindes- und Jugendalter sind häufig und die Lebensumwelt Schule spielt eine zentrale Rolle. Zugleich sind Schulen oftmals überfordert im Umgang mit psychischen Belastungen der Schüler:innen. Es gibt über 100 staatlich geförderte schulische Präventionsprogramme, die auf unterschiedliche Problembereiche zielen. Studien zeigen, dass Interventionsprogramme/-manuale stetig zunehmen, Schulen aber oft nur die Möglichkeit haben ein, maximal zwei Programme zu implementieren. D. h. es findet eine Einengung auf definierte Bereiche statt und andere können aus Kapazitätsgründen nicht bedient werden. Zugleich enthalten die einzelnen Programme oftmals Behandlungselemente, die problemübergreifend wirksam sind (z. B. ist ein Training sozialer Fertigkeiten sowohl bei der Substanzprävention relevant – „Nein“ sagen können – als auch bei Mobbing: „Der mobbenden Person Grenzen aufzeigen“). Die Landschaft der Interventionsprogramme wird immer vielfältiger, gleichzeitig stagnieren die enthaltenden evidenzbasierter Behandlungskomponenten. D.h., die bestehenden Interventionen kombinieren die vorhandenen Behandlungskomponenten immer wieder neu, dadurch wird das Angebot unübersichtlich, Synergien und problemübergreifende Potentiale werden nicht genutzt.
Die YMH-Infrastruktur ist die zentrale Infrastruktur des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG), die Wohlbefinden und psychische Gesundheit in der Lebensumwelt Schule mit einem partizipativen Ansatz fördert. Die YMH-Plattform bündelt die bestehenden Angebote und stellt problemübergreifend evidenzbasierte Präventions- und Interventionsangebote für die Zielgruppen Kinder/Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und weiteres schulisches Personal zur Verfügung. Herzstück der Plattform ist eine lebendige Datenbank. Dafür kooperieren wir mit Practise Wise in den USA. Practise Wise enthält alle evidenzbasierten Interventionen für das Kindes- und Jugendalter problemspezifisch (z. B. Depression, Angst) und nach Setting (z. B. Schule, Kindergarten) und wird zweimal jährlich aktualisiert. Strategische Ziele der YMH-Infrastruktur sind 1) die Identifikation und Etablierung bester Methoden zur Rekrutierung und Bindung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien für eine Forschungsteilnahme; 2) Entwicklung innovativer Konzepte zur Verbesserung des Wohlbefindens, der schulischen Leistungen, der sozialen Teilhabe und der spezifischen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen in schulischen Einrichtungen und die Verringerung möglicher Belastung von Eltern, Betreuenden und Lehrkräften; 3) der Aufbau eines landesweiten Frühwarnsystem für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Bildungseinrichtungen, um in ihrer psychischen Gesundheit gefährdete Kinder frühzeitig zu identifizieren. In dem Vortrag werden der Entwicklungsstand der YMH-Infrastruktur vorgestellt, sowie die weiteren geplanten Schritte.

Prof. Dr. Hanna Christiansen, Philipps-Universität Marburg

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